In stressigen Situationen wünschen wir uns öfter mal ein Gelassenheits-Gen. Insbesondere dann, wenn wir mal wieder komplett aus der Haut gefahren sind und uns fürchterlich über eine Sache oder jemanden aufregen.

Die Lösung liegt in unseren Gedanken, denn nicht das Ereignis an sich versetzt uns in Aufregung, sondern unsere Bewertung dieser Ereignisse. Gelassenheit zu entwickeln bedeutet also, uns selber zu beobachten und den Ereignissen eine andere Bedeutung zu geben. Ein ehrgeiziges, aber mögliches Vorhaben, was jedoch ein wenig Übung bedarf.

 

Wie übt man nun Gelassenheit?

Zunächst sei gesagt, dass Gelassenheit kein Zustand darstellt, den man irgendwann erreicht hat, sondern ein Prozess ist. Gelegenheit, sich in Gelassenheit zu üben finden sich im privaten wie beruflichen Alltag noch und nöcher.

Wenn wir uns entscheiden, unsere Gelassenheit zu trainieren, hilft es, in einem ersten Schritt, dass wir uns einen Zusammenhang bewusst machen:

Unsere Gedanken führen zu unseren Gefühlen.

Oder anders ausgedrückt: das, was wir denken bestimmt wie wir uns fühlen. Dies bedeutet, dass nicht die Situation Ursache für unsere Gefühle ist, sondern unsere Gedanken, mit denen wir die Situation bewerten. Da dieser Vorgang im Gehirn sehr schnell abläuft, erscheint es uns jedoch so, als wären die Ereignisse oder Umstände Ursache für unser Gefühl.

Dieser Zusammenhang gibt uns den Ansatzpunkt für das Gelassenheitstraining, nämlich unsere Gedanken zu beobachten. Praktisch kann folgendes Schema bei der Selbstbeobachtung helfen:

  • Was war die Situation?
  • Was habe ich in der Situation gedacht?
  • Welche körperlichen Empfindungen sind aufgetreten?
  • Was habe ich gefühlt?
  • Wie habe ich gehandelt?/ Was habe ich gesagt?

Wenn wir eine Zeit lang Situation, in denen uns Gelassenheit gefehlt hat -idealer Weise schriftlich- analysieren, tritt häufig das Phänomen auf, dass wir uns unserer Gedanken bewusster werden. An diesem Punkt kommen wir zum zweiten Teil des Gelassenheitstrainings, nämlich der kritischen Überprüfung unsere Gedanken und Schlussfolgerungen.

 

Die folgenden vier Strategien können dabei helfen, unser inneres Gleichgewicht aufrecht zu erhalten:

 

  1. Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst

Bei dem Thema Akzeptanz geht es darum, dass wir unsere Erwartungshaltung, die Welt müsse nach unseren Regeln funktionieren, loslassen.

Das ist jedoch leichter gesagt, als getan, wenn der Zug schon wieder nicht pünktlich ist oder wir stundenlang in einer Warteschleife hängen, um lediglich eine kleine Information zu erhalten.

Hier kann ein kleines Mantra nach und nach zu mehr Gelassenheit führen: „Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann!“. Diesen Satz 3x in Gedanken aufgesagt und dabei den Atem ruhig werden lassen.

 

  1. Öfter mal die Perspektive wechseln

Ein weiterer Faktor, der uns aus der Ruhe bringt ist die Tendenz, Dinge oder Aussagen auf uns zu beziehen, sie also persönlich zu nehmen. So kann uns eine Bemerkung verletzten oder eine verspätete Whats App-Antwort eines Freundes.

Hier hilft es, die Perspektive zu wechseln und die Motive des anderen zu beleuchten oder sie sich gar auszumalen, sich also zu fragen: was ist gerade vielleicht beim anderen los? Hat er oder sie möglicherweise gerade selber viel Stress und war deswegen so kurz angebunden?

Der Straßenverkehrt ist übrigens der reinste Trainingsparcours in Sachen Gelassenheit üben. Wenn uns z.B. jemand die Vorfahrt nimmt, dann kann der Gedanke „das ist mir auch schon passiert“ oder „vielleicht ist gerade etwas Schlimmes vorgefallen und er/sie war in Gedanken irgendwo ganz anders“ Beruhigung bringen.

 

  1. Erwartungshaltungen prüfen

Die Folge von einer überhöhten Erwartungshaltung ist häufig Enttäuschung und Frustration. Wir verlieren unsere Geduld, wenn wir denken, dass Dinge schneller oder besser erledigt werden könnten. Hier hilft zu überprüfen, ob das ‚anders als erwartet’ wirklich schlechter ist oder einfach nur anders. Manchmal können wir nämlich aus dem anders sogar etwas lernen.

Außerdem können wir uns selber Druck und Stress, indem wir unsere Ansprüche grundsätzlich überprüfen und ggf. relativieren. (Siehe dazu auch meinen Newsletter-Blog aus Oktober, wo es um Innere Antreiber ging.)

 

  1. Weniger bewerten

Wir geraten häufig aus dem Gleichgewicht, wenn wir schnell dazu neigen Dinge und andere Menschen zu bewerten. Das kann sich zu einem richtigen Automatismus entwickelt haben.

Hier hilft es, sich, wie oben beschrieben, zunächst einmal drüber bewusst zu werden, wie häufig wir solche Bewertungsschemata anwenden. Anschließend können wir uns wie unter 3. darauf besinnen, dass anders nicht automatisch schlecht bedeutet und von Bewertungen zu Beobachtungen umschalten.