Wer keinen Stress hat, hat wohl nichts zu tun oder ist wenig erfolgreich im Leben. Manchmal kommt es mir so vor, als würde Stress immer mehr zum Statussymbol, denn schon beim Small-Talk hört man, wie stressig alles momentan ist. Zu spätes Erscheinen bei Terminen wird mit „Ich hatte heute einen stressigen Tag“ entschuldigt und gegenseitig wünschen wir uns einen stressfreien Urlaub in der Annahme, dass es danach ohnehin wieder stressig wird. 

Wir alle reden von Stress und wollen eigentlich keinen Stress haben. Doch was ist Stress, wie entsteht er und was löst er in uns aus? 

Was ist Stress?

„Stress ist ein subjektiver, intensiver, unangenehmer Spannungszustand des Körpers“ (Reif, Spieß, Stadler) und kann kurzfristig oder langfristig auftreten. Ausgelöst wird er durch sogenannte Stressoren. Diese können aus einer Person selbst hervorgehen oder aber von außen auf den Körper einwirken. Die eigene Ängstlichkeit oder hohe Ansprüche sind typische innere Stressoren. Durch sie machen wir uns selbst Stress. Von außen kann zudem eine Vielzahl unterschiedlichster Stressoren auf uns einwirken: sei es Lärm, die ständige Erreichbarkeit, soziale Konflikte in unserem beruflichen oder privaten Umfeld oder wie zuletzt die herbeigeführte soziale Isolation in der Corona-Pandemie. Wer weiß, wo sich seine persönlichen Stressoren befinden, kann diesen besser begegnen und mit den eigenen Stressreaktionen entsprechend umgehen. 

Stressreaktionen sind das, was durch die Stressoren in unserem Körper ausgelöst wird. Wir empfinden durch Stress eine Bedrohung. Unser Körper ist es gewohnt, in solchen Situationen schnell zu reagieren. Sichtbare Stressreaktionen bei Menschen unter Stress sind z. B. rote Ohren und Flecken am Hals oder Schwitzen. Aber auch im Inneren des Körpers laufen verschiedene Prozesse ab, um sich auf die Bewältigung einer stressigen Situation einzustellen: Der Puls erhöht sich, das Herz pumpt schneller und die Atmung beschleunigt sich. Es wird mehr Sauerstoff aufgenommen und benötigte Energie durch Adrenalin freigesetzt.

Wusstest Du, dass es auch positiven Stress gibt? Der „Vater der Stressforschung“, Hans Selye, unterscheidet zwei Arten von Stress: Eustress und Distress. Beim Eustress wirken sich die Stressoren positiv auf den Körper aus und aktivieren ihn, um eine Herausforderung anzunehmen. Eustress spornt so zu höherer Leistung an. Beim Distress hingegen wirken die Stressoren auf den Körper bedrohlich und hemmen ihn, sodass die betroffene Person sich überfordert fühlt und sich der Situation nicht gewachsen sieht. 

Wie führt Stress zu gesundheitlichen Schäden?

Setzen wir uns dauerhaftem Stress aus, können langfristig gesundheitliche Schäden wie ein Burn-out die Folge sein, denn chronischer Stress macht krank. Da unser Körper ständig damit beschäftigt ist, sich mit stressigen Situationen zu befassen, fährt er unser Immunsystem herunter, um dort Energie einzusparen, die für die Stressbewältigung benötigt wird. Das Stresshormon Kortisol schwächt so die Abwehrkräfte unseres Immunsystems.

Wenn Du häufig gestresst bist, bist Du vielleicht auch häufiger erkältet oder hast mit Herpes zu kämpfen. Hast Du das bei Dir vielleicht schon beobachtet? Auch Autoimmunerkrankungen, die im Griff zu sein scheinen, werden durch permanenten Stress wieder aktiviert und können sogar erstmalig auftreten. Anhaltender Druck und innere Anspannung führen im ersten Schritt zu Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit, über einen längeren Zeitraum jedoch können auch ein Hörsturz, Tinnitus und im schlimmsten Fall sogar ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall die schlimme Folge von zu viel Stress sein. 

Was können wir also gegen Stress tun? Ideal wäre es, erst gar keinen Stress aufkommen zu lassen bzw. ihn zu reduzieren. Da dies bei vielen Menschen in unserer heutigen Zeit jedoch kaum möglich ist, gilt es, mit dem nahezu unausweichlichen Stress in und um uns herum möglichst gut umzugehen. 

Stress lass nach – so kannst Du Dich schützen!

Stress gibt es beruflich wie privat und meist wirkt er sich auf alle Lebensbereiche aus. Denn wenn Du privat in Deiner Beziehung Stress hast, kannst Du Dich nicht gut auf Deine Arbeit konzentrieren. Und hast Du umgekehrt Stress im Beruf, hängen Deine Gedanken auch nach Feierabend an dem wichtigen Projekt, das unbedingt gelingen muss. 

Stressabbau erfordert Erholung. Der Körper muss aus seiner Anspannung in eine Entspannung kommen, um wieder Kraft zu tanken. Sei es durch eine sportliche Aktivität, autogenes Training oder bewusstes Nichtstun. Doch laut eines aktuellen Reports der Krankenversicherung DKV und der Sporthochschule Köln fühlen sich rund 60 Prozent der Befragten gestresst und finden keine wirksamen Ausgleichsstrategien mehr. Nur noch 40 Prozent gelingt der Stressabbau – vor drei Jahren waren dies noch 57 Prozent. (Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/dkv-report-101.html)

Vielleicht nimmst Du an, dass ich, die sich tagtäglich mit diesem Thema beschäftigt, keinen Stress kenne. Eine schöne Vorstellung, jedoch bin auch ich nicht immun gegen krankmachenden Stress. Ich habe aber gelernt, gut damit umzugehen und wende einige Bewältigungsstrategien an, die für mich wirksam sind. Und gerne plaudere ich ein wenig aus dem Nähkästchen und verrate Dir, was bei mir persönlich gut funktioniert, wenn ich akuten Stress empfinde: 

  • es bewusst langsam angehen lassen und öfter tief durchatmen
  • eine Mindmap (Gedankenkarte) anlegen, um den Überblick nicht zu verlieren
  • den Rahmen nett gestalten (z. B. die Kaffeepause zelebrieren, Ordnung auf dem Schreibtisch halten)
  • sich stets die eigenen Ziele vor Augen halten
  • ein entspannter Abendspaziergang

Vielleicht tut Dir ein täglicher Powernap gut oder Du brauchst regelmäßig Sport, um Dich körperlich auszupowern und Deinen Kopf freizubekommen – so unterschiedlich wie das individuelle Stressempfinden, so verschieden sind auch die Methoden, um Stress vorzubeugen und diesen abzubauen. Es geht also darum, für Dich etwas zu finden, wobei Du abschalten und Energie tanken kannst. Und dies regelmäßig in Dein Leben zu integrieren.

Falls Du Lust hast, Entspannungsübungen auszuprobieren, empfehle ich Dir meine eigene CD für Dein Entspannungs- und Mentaltraining. Auf meiner Website kannst Du gerne einfach mal reinhören.

Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Umgang mit den für Dich relevanten Stressoren findest, der Dir guttut und Deinen Stress reduziert. Falls Du gerne noch weiterlesen möchtest, empfehle ich Dir passend zum Thema Umgang mit Stress meinen Blogbeitrag „Ich-Zeit für mehr Energie“. 

Deine Marloes